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Eskalationsstufe Ubina - Dunkelrot

Veröffentlicht am 26.02.2024

Ihr kennt doch sicherlich die Melodie aus der Exquisa-Werbung? Hmm – Ubina, keiner textet so wie dieser!

 

Ruhig ist es geworden, nachdem die Fans, in vorderster Reihe die Ultras, in den meisten Stadien mit einem gewissen Gefühl der Zufriedenheit ihre Teams angefeuert haben, nachdem man die Unsinns-Entscheidung DFL-Deal mit zu Grabe getragen hat. 1:1 gegen Köln – scheiß egal – Europapokal.

Montag, 26.02.2024, 15:44 Uhr. Mit einer Vielzahl an Informationen aus dem Regal „könnte“ und „sollte“ bepackt, macht sich Carlos Ubina daran seinen Artikel zu veröffentlichen. Klar, die Überschrift knallt: „VfB-Präsident Claus Vogt löst Irritationen aus“. Aber jetzt passiert etwas was Carlos Ubina selten passiert … ich lese seinen Artikel.

Habe ich da Bock drauf? Eigentlich nicht, dafür nervt mich die aktuell rund um den VfB bestehende Farce zwischen AG und e.V. im Bezug auf den DFL-Deal zu sehr. Aber: Der Artikel beinhaltet Sprengstoff, auch wenn die Lunte aktuell noch nass ist.

 

Im ersten Abschnitt moniert Ubina, dass Claus Vogt sich zum DFL-Deal auf seinem privaten Account geäußert hat. Und direkt stellt sich mir die Frage: Wo denn sonst? Ein Journalist hätte hier jetzt Mal bei der Quelle nachgehakt und gefragt, ob es sein kann, dass die Gremien bei der Meinung „Ja“ oder „Nein“ zum Investor keine einheitliche Meinung haben und hier dann auch kein gemeinsames Statement möglich ist?

Im Rahmen der Schlammschlachten rund um die Posse um Thomas Hitzlsperger und Claus Vogt, wurde von Seiten der Fans und Mitglieder klar kommuniziert, dass Vereinsmedien und Newsletter mit teilweise gegensätzlichen Einlassungen nicht mehr gewünscht sind. Man erinnert sich an die E-Mails in denen einer die MV absagt und die anderen die MV stattfinden lassen wollen – unwürdig.

Im folgenden Abschnitt wird es nun etwas konfus. Wurde Claus Vogt von vielen nicht dafür kritisiert, dass er sich nicht gegen den DFL-Deal gestellt hat, sondern nur das geheime Wahlverfahren mit einigen Fragezeichen versehen hat? Die Frage ist doch eher, warum eine VfB Stuttgart 1893 AG tatenlos zuschaut, wie nach Probeabstimmungen auf Antrag zum geheimen Wahlverfahren gewechselt wird und plötzlich die 2/3-Mehrheit da ist? Ich persönlich hätte mir als klarer Gegner dieses Deals noch viel deutlicher Worte des Präsidenten gewünscht. 

Gerade nach den Veröffentlichungen von Hannover 96 muss man hier eigentlich die AG in die Pflicht nehmen. Und hier ist es jetzt ein Problem, dass ein Präsident eines Bundesligisten dieses Statement nicht mit dem Vorstand abstimmt? Ein Vorstand, der es selbst für komplett problemlos hielt, über 8% der Medienerlöse der DFL abzustimmen, ohne auch nur ein Meinungsbild der Mitglieder und Hauptanteilseigner der AG einzuholen?

Im Weiteren wird dann beschrieben, dass Claus Vogt ja dennoch zusammen mit der AG Statements abgegeben hat. Also sehe ich das falsch oder habe ich fast nur Claus Vogt wahrgenommen? Wo war Alexander Wehrle als CEO der AG? Wo war Rouven Kasper, als jemand der das Marketing doch kapiert? Wer, wenn nicht diese beiden, sollten uns den Deal erklären?

Am Ende des Abschnittes wird Claus Vogt noch dafür kritisiert, dass er aus eigenem Interesse diese Position einnimmt, welche Interessen das genau sein sollen kann aber auch der Journalist nicht liefern. Eventuell könnte man Herrn Ubina sagen, dass nach einer repräsentativen Umfrage von FanQ rund 54% der Befragten die fehlende Beteiligung der Mitglieder als Risiko für den Fußball sehen. 69,5% befürworten sogar ein konkretes Mitspracherecht für nationale Fan-Organisationen bei wirtschaftlichen Themen und 76,8% hielten die Fanprotest für angemessen. Scheint wohl doch nicht alles eine Verschwörung aus Waldenbuch-Glashütte und den Ultras zu sein?

 

Das eigentliche Problem kommt zum Schluss und dort wird der Artikel einfach fahrig, aber deshalb auch gefährlich.

 

Wie ihr sicher wisst, ist Hannover 96 in einer bescheidenen Situation. In einem Zustand der geistigen Umnachtung hat der e.V. damals, vermutlich aus finanziellen Gründen, ein Konstrukt geschaffen, in dem aktuell zwei Vertreter der Kapitalseite (einer davon Martin Kind) den beiden Vertretern der e.V.-Seite gegenübersitzen. Wir haben hiermit ein Patt, was ja auch zu dem Gerichtsverfahren bezüglich der Kündigung von Martin Kind geführt hat. Weiter in die Details müssen wir nicht gehen, es reicht aber der Merksatz:

Nur weil der e.V. die Mehrheit der Stimmrechte in der Hauptversammlung hat, heißt das noch nicht, dass der e.V. auch in den Gremien eine gewichtige Stimme hat und sich damit auch in ernsthafte Probleme bringen kann.

 

Der aktuelle Aufsichtsrat besteht aus folgenden neun Mitgliedern und soll in der Sitzung am Donnerstag auf elf vergrößert werden. Hiervon wurden von der Mitgliederversammlung nur drei Personen gewählt, die dann in Ihrer Eigenschaft als Präsidiumsmitglied in den Aufsichtsrat berufen wurden. Bei den nicht gewählten Vertretern habe ich das Unternehmen/den Verband ergänzt, für das/den die Person tätig ist.

 

Claus Vogt (Vorsitzender) (MV)

Peter Schymon (stv. Vorsitzender) (MB AG)

Rainer Adrion (MV)

Beate Beck-Deharde (Beck Packautomaten)

Tanja Gönner (BDI)

Alexander Kläger (SAP)

Franz Reiner (MB Mobility)

Christian Riethmüller (MV)

Tobias Röschl ( JAKO)

 

Zukünftig wohl:

Lutz Meschke (Porsche)

Albrecht Reimold (Porsche)

 

Wenn wir uns jetzt bewusst machen, dass wir Mitglieder nur auf drei dieser Aufsichtsräte einen demokratischen Zugriff haben, dann ist das schon Mal etwas schwierig. Wenn man bedenkt, dass bei einem Patt die Stimme des Vorsitzenden doppelt zählt, dann wird es umso spannender.

Mit dem Einstieg von Porsche haben also die Investoren, die tatsächlich Anteile an der VfB Stuttgart 1893 AG halten 5 Sitze, wenn man Franz Reiner als ehemaligen Vertreter der Mercedes-Benz-Bank hier zu Daimler hinzuzählen möchte.

Zukünftig muss sich die Investorenseite dann noch eine weitere Stimme besorgen, damit man die Mehrheit im Gremium verzeichnen kann. Ob es da schädlich ist, dass mit Tanja Gönner die Geschäftsführerin des Industrie-Spitzenverbandes, in dem auch der Verband der Automobilindustrie mit Porsche und Daimler und der Verband BITKOM, dem SAP angehört, im Aufsichtsrat vertreten ist? Praktischerweise gehört mit Alexander Kläger auch ein Vertreter von SAP dem Aufsichtsrat an.

 

Ist das Kind schon in den Brunnen gefallen? Zum Teil, dennoch ist es wichtig, dass die Vertreter des e.V. in der Hauptversammlung klar die Interessen der 75%-Mehrheit vertreten. Aber ist dies auch der Fall? Die aktuelle Doppel-Stimme des Aufsichtsratsvorsitzenden bei einem Patt ist, da hat Herr Ubina recht, nicht vertraglich geregelt, sondern freiwillig.

 

Diese freiwillige aber dennoch wichtige Zusage wurde nicht erst durch Porsche ins wanken gebracht, sondern mit Christian Riethmüller im Interview im schwäbischen Tagblatt vom 18.03.2023, als er sich wie folgt zitieren lässt: „Ich sehe das heute als Fehler an, und das hat nichts mit der Person Claus Vogt zu tun.(…) Auch ich würde mir nicht zutrauen, den Aufsichtsrat zu führen. Da muss man ehrlich sein und die Interessen des VfB über die eigenen stellen.“

 

Wusste das Herr Riethmüller schon im Dezember 2019, als er für das Amt des Präsidenten und damit inhärent auch des Aufsichtsratsvorsitzenden kandierte? Zu dem Zeitpunkt war die Ausgliederung schon zwei Jahre her, also konnten die Strukturen beim VfB nicht unbekannt sein. Zudem stelle ich Mal in Frage, ob man als Geschäftsführer von Osiander, mit rund 100 Mio. Umsatz pro Jahr und über 600 Mitarbeitern als Vorstandsvorsitzender wirklich nasse Hände bekommt, wenn es um den VfB mit 150 Mio. Umsatz geht.

 

Den Widerspruch, dass Claus Vogt angeblich alles tut um die Gunst der aktiven Fans zu sichern, aber gleichzeitig eine Ihrer Kernforderungen einfach abgibt, passt nicht. Es scheint mir eher so als würde das mediale „drücken und schieben“ beginnen, damit die Idee den Vorsitz abzugeben sagbar wird. Denn: Wenn Claus Vogt ein elementares Versprechen der Ausgliederung bereits im Sommer 2023 gebrochen hätte, warum wurde dies dann von niemandem auf der Mitgliederversammlung im September 2023 thematisiert?

 

Ein investorendominierter Aufsichtsrat ist ein weiterer Sargnagel für die demokratische Teilhabe in unserem Verein. Egal ob Claus Vogt, Christian Riethmüller oder Rainer Adrion, wir haben Euch als Vertreter unseres Vereins und unserer Stimme in e.V. und AG gewählt. Die Zeit der Sonntagsreden und Ubina-Artikel muss hinter sich gelassen werden. Es zählt jetzt zu kommunizieren, einzubinden und 50+1 mit Leben zu füllen.

 

 

Oder wie es die Ultras vom CC97 formuliert haben:

Vereinsvertreter – Ihr seid in der Pflicht!

Investoren in die Schranken weisen

Der AR-Vorsitz bleibt beim e.V.!

 

 

Quellen:

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.vereinspolitik-beim-vfb-stuttgart-vfb-praesident-claus-vogt-loest-irritationen-aus.2f862965-aec1-486a-ba46-d8bc9447e587.html

https://fanq.com/fanq-studie-investoren-im-deutschen-profi-fussball/

https://www.tagblatt.de/Fussball/Der-Unbequeme-581393.html