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Wachgerüttelt

Veröffentlicht am 12.03.2024

Gastbeitrag von Marius Entmooser / Twitter: @Ente_95

 

 

Es gehört ja fast schon zum guten Ton beim VfB, dass es dann intern so richtig kracht, wenn es auf dem Platz läuft. Deshalb dürfte uns die aktuelle Situation, die minütlichen neuen Meldungen und die vielen Spekulationen kaum verwundern. Was wir aktuell dennoch erleben, ist eine neue Dimension des Chaos. Es geht um den künftigen Einfluss der Mitglieder auf ihren Verein – der Versuch einer Bestandsaufnahme.

 

Das Weltmarkenbündnis zeigt Zähne

 

Wir alle erinnern uns an die Pressekonferenz, in der das Weltmarkenbündnis offiziell vorgestellt wurde. Schon damals wurde deutlich, dass Lutz Meschke keinen zurückhaltenden Investor präsentieren würde. Dennoch wurden die Aussagen – auch von mir – überwiegend positiv aufgenommen. Man hatte richtig Lust auf dieses Bündnis. Schon damals hätte uns vielleicht etwas deutlicher werden müssen, dass dieses Weltmarkenbündnis ein Selbstverständnis vertritt, dass weit über die tatsächlichen Anteile an der AG herausragt. Mit dem Theater der letzten Wochen wurde klar, wie vehement der Investor seine Interessen vertritt – in diesem Fall gegen den e.V.

 

Versprochen ist Versprochen

 

Nicht wenige werden sich nun daran erinnern, wer uns damals versprochen hat, dass der Präsident des e.V. auch immer den Vorsitz im Aufsichtsrat innehaben wird. Die Zynischen unter uns werden es bereits geahnt haben. Spätestens seit dem 12.03.2024 hat sich dieses Versprechen in Luft aufgelöst. Dabei scheint der Aufsichtsrat zu unterschätzen, wie essentiell dieses Versprechen für viele Mitglieder war und ist. Es ist vielmehr die letzte Möglichkeit, bei der der e.V. als Hauptanteileigner der AG seiner prozentualen Stellung noch gerecht werden kann. Das gibt den Mitgliedern ein bisschen das Gefühl, in dieser AG noch mitbestimmen zu dürfen. Und nein – es gab nie die Traumtänzer die dachten, dass man mit dem Aufsichtsratsvorsitz die Zügel der AG vollständig in der Hand hat. Es war dennoch für uns Mitglieder ein wichtiges Symbol. Das ist nun weg. Und es gab nichts, wie wir es in den letzten Wochen hätten verhindern können.

 

Das Präsidium kapiert den Auftrag nicht

 

Besonders erschreckend in der aktuellen Berichterstattung ist der Fakt, dass sich mindestens ein Mitglied des Präsidiums gegen einen Weg entschieden hat, bei dem man die Mitgliederversammlung des VfB über die Entscheidung im Aufsichtsrat abstimmen lässt. Um es deutlich zu sagen: Die Personen des Präsidiums werden von den Mitgliedern gewählt. Diese wählen euch nicht, damit ihr gemeinsame Sache mit dem Investor macht. Diese wählen euch ebenfalls nicht, um persönliche Grabenkämpfe auszutragen. Wir wählen euch, damit ihr die Interessen des e.V. vertretet. Wir wählen euch, damit ihr uns Mitglieder vertretet. Darin hat mindestens ein Mitglied des Präsidiums versagt. Es fehlt zudem keine Fantasie, dass es sogar zwei Mitglieder des Präsidiums waren. Es ist mir unbegreiflich, wie das Präsidium den klaren Auftrag der Mitglieder nicht verstehen kann. Nun kommt es so rüber, als hätte sich der Verein für den Porsche-Deal selbst verkauft. Was für ein fatales Bild. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei uns Mitgliedern.

 

Die Sätze der neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Gönner klingen nach Schadensbegrenzung: „Mit den Aufsichtsratsmitgliedern unserer Partner Mercedes-Benz und Porsche bin ich der Meinung, dass in Zukunft die Idealbesetzung des Aufsichtsratsvorsitzenden ein Präsidiumsmitglied des Vereins sein sollte, das von den Mitgliedern direkt gewählt wurde und über die notwendigen fachlichen und persönlichen Voraussetzungen verfügt.“ Im Kern stimmt dieser Satz. Der Vorsitz sollte auch nach der Auffassung vieler Mitglieder in der Hand einer von der Mitgliederversammlung gewählten Person stammen. Aber mal ehrlich: Wieso wartet der Aufsichtsrat dann nicht bis zur Mitgliederversammlung, wenn die Stimme der Mitglieder so wichtig erscheint? Warum zerstört man zuerst das bestehende Konstrukt um es dann, im Angesichts des Scherbenhaufens, zu loben?

 

Es gibt so einige Ungereimtheiten. Was jedoch völlig klar ist: Es braucht deutliche Aussagen von den involvierten Personen. Sowohl Vogt als auch Riethmüller und Adrion müssen ihre Sicht der Dinge darlegen. Klar und deutlich. Ohne nichtssagende Statements. Wir Mitglieder haben das Recht darauf zu erfahren, warum dieses Versprechen am heutigen Tage gebrochen wurde. Wir verdienen eine klare, transparente Kommunikation – zumindest einmal aus diesem Gremium heraus. Sollte es keine deutlichen Worte geben, wäre auch das Aussage genug.

 

Die nächste Mitgliederversammlung wird ein heißer Tanz

 

So mancher Fan reibt sich bereits jetzt die Hände, wenn er an die kommende Mitgliederversammlung denkt. Ich gehe nicht davon aus, dass es dieses Mal einer teuren Website bedarf, um Menschen für Abwahlanträge gewinnen zu können. Vielmehr wird „House of Cannstatt“ ein neues, spannendes Staffelfinale für uns alle bereithalten.

 

Viele Fragen sind bis dahin noch zu klären. Was aber deutlich werden muss: Die Mitgliederversammlung wählt einen Präsident im Wissen, dass dieser auch den Vorsitz des Aufsichtsrats übernimmt. Die restlichen Mitglieder sollen nicht Rosinen picken, welcher gewählte Vertreter ihnen am Besten in den Kram passt. Das Versprechen muss wieder neu mit Leben gefüllt werden. Dabei ist das Vertrauen in die handelnden Personen, vor allem in diejenigen, die bereits jetzt schon die Mitgliederversammlung übergangen haben, jedoch nicht mehr vorhanden. Es droht eine extrem zerfahrene Situation.

Bei einem kann man sich jedoch sicher sein. Es wird ungemütlich für die Personen werden, welche die Mitglieder des VfB wissentlich oder unwissentlich übergangen und belogen haben. Ein Präsidium, dass sich selber zersetzt ist gefundenes Fressen für jeden Investor. Vielmehr bedarf es einer starken Einheit, die sich geschlossen für die Belange der Mitglieder einsetzt. Im Haifischbecken VfB kann man nicht alleine schwimmen. Das wurde uns in den letzten Jahren mehrere Male deutlich gemacht. Es darf aber großen Zweifel geben, ob das aktuelle Präsidium des VfB in dieser Konstellation den großen Aufgaben gewachsen ist.

 

Mit dem heutigen Tage hat der Aufsichtsrat zumindest eines geschafft: Die Mitglieder des VfB wachgerüttelt. Und das wurde schon in der Vergangenheit für viele Funktionäre unangenehm.

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Eskalationsstufe Ubina - Dunkelrot

Veröffentlicht am 26.02.2024

Ihr kennt doch sicherlich die Melodie aus der Exquisa-Werbung? Hmm – Ubina, keiner textet so wie dieser!

 

Ruhig ist es geworden, nachdem die Fans, in vorderster Reihe die Ultras, in den meisten Stadien mit einem gewissen Gefühl der Zufriedenheit ihre Teams angefeuert haben, nachdem man die Unsinns-Entscheidung DFL-Deal mit zu Grabe getragen hat. 1:1 gegen Köln – scheiß egal – Europapokal.

Montag, 26.02.2024, 15:44 Uhr. Mit einer Vielzahl an Informationen aus dem Regal „könnte“ und „sollte“ bepackt, macht sich Carlos Ubina daran seinen Artikel zu veröffentlichen. Klar, die Überschrift knallt: „VfB-Präsident Claus Vogt löst Irritationen aus“. Aber jetzt passiert etwas was Carlos Ubina selten passiert … ich lese seinen Artikel.

Habe ich da Bock drauf? Eigentlich nicht, dafür nervt mich die aktuell rund um den VfB bestehende Farce zwischen AG und e.V. im Bezug auf den DFL-Deal zu sehr. Aber: Der Artikel beinhaltet Sprengstoff, auch wenn die Lunte aktuell noch nass ist.

 

Im ersten Abschnitt moniert Ubina, dass Claus Vogt sich zum DFL-Deal auf seinem privaten Account geäußert hat. Und direkt stellt sich mir die Frage: Wo denn sonst? Ein Journalist hätte hier jetzt Mal bei der Quelle nachgehakt und gefragt, ob es sein kann, dass die Gremien bei der Meinung „Ja“ oder „Nein“ zum Investor keine einheitliche Meinung haben und hier dann auch kein gemeinsames Statement möglich ist?

Im Rahmen der Schlammschlachten rund um die Posse um Thomas Hitzlsperger und Claus Vogt, wurde von Seiten der Fans und Mitglieder klar kommuniziert, dass Vereinsmedien und Newsletter mit teilweise gegensätzlichen Einlassungen nicht mehr gewünscht sind. Man erinnert sich an die E-Mails in denen einer die MV absagt und die anderen die MV stattfinden lassen wollen – unwürdig.

Im folgenden Abschnitt wird es nun etwas konfus. Wurde Claus Vogt von vielen nicht dafür kritisiert, dass er sich nicht gegen den DFL-Deal gestellt hat, sondern nur das geheime Wahlverfahren mit einigen Fragezeichen versehen hat? Die Frage ist doch eher, warum eine VfB Stuttgart 1893 AG tatenlos zuschaut, wie nach Probeabstimmungen auf Antrag zum geheimen Wahlverfahren gewechselt wird und plötzlich die 2/3-Mehrheit da ist? Ich persönlich hätte mir als klarer Gegner dieses Deals noch viel deutlicher Worte des Präsidenten gewünscht. 

Gerade nach den Veröffentlichungen von Hannover 96 muss man hier eigentlich die AG in die Pflicht nehmen. Und hier ist es jetzt ein Problem, dass ein Präsident eines Bundesligisten dieses Statement nicht mit dem Vorstand abstimmt? Ein Vorstand, der es selbst für komplett problemlos hielt, über 8% der Medienerlöse der DFL abzustimmen, ohne auch nur ein Meinungsbild der Mitglieder und Hauptanteilseigner der AG einzuholen?

Im Weiteren wird dann beschrieben, dass Claus Vogt ja dennoch zusammen mit der AG Statements abgegeben hat. Also sehe ich das falsch oder habe ich fast nur Claus Vogt wahrgenommen? Wo war Alexander Wehrle als CEO der AG? Wo war Rouven Kasper, als jemand der das Marketing doch kapiert? Wer, wenn nicht diese beiden, sollten uns den Deal erklären?

Am Ende des Abschnittes wird Claus Vogt noch dafür kritisiert, dass er aus eigenem Interesse diese Position einnimmt, welche Interessen das genau sein sollen kann aber auch der Journalist nicht liefern. Eventuell könnte man Herrn Ubina sagen, dass nach einer repräsentativen Umfrage von FanQ rund 54% der Befragten die fehlende Beteiligung der Mitglieder als Risiko für den Fußball sehen. 69,5% befürworten sogar ein konkretes Mitspracherecht für nationale Fan-Organisationen bei wirtschaftlichen Themen und 76,8% hielten die Fanprotest für angemessen. Scheint wohl doch nicht alles eine Verschwörung aus Waldenbuch-Glashütte und den Ultras zu sein?

 

Das eigentliche Problem kommt zum Schluss und dort wird der Artikel einfach fahrig, aber deshalb auch gefährlich.

 

Wie ihr sicher wisst, ist Hannover 96 in einer bescheidenen Situation. In einem Zustand der geistigen Umnachtung hat der e.V. damals, vermutlich aus finanziellen Gründen, ein Konstrukt geschaffen, in dem aktuell zwei Vertreter der Kapitalseite (einer davon Martin Kind) den beiden Vertretern der e.V.-Seite gegenübersitzen. Wir haben hiermit ein Patt, was ja auch zu dem Gerichtsverfahren bezüglich der Kündigung von Martin Kind geführt hat. Weiter in die Details müssen wir nicht gehen, es reicht aber der Merksatz:

Nur weil der e.V. die Mehrheit der Stimmrechte in der Hauptversammlung hat, heißt das noch nicht, dass der e.V. auch in den Gremien eine gewichtige Stimme hat und sich damit auch in ernsthafte Probleme bringen kann.

 

Der aktuelle Aufsichtsrat besteht aus folgenden neun Mitgliedern und soll in der Sitzung am Donnerstag auf elf vergrößert werden. Hiervon wurden von der Mitgliederversammlung nur drei Personen gewählt, die dann in Ihrer Eigenschaft als Präsidiumsmitglied in den Aufsichtsrat berufen wurden. Bei den nicht gewählten Vertretern habe ich das Unternehmen/den Verband ergänzt, für das/den die Person tätig ist.

 

Claus Vogt (Vorsitzender) (MV)

Peter Schymon (stv. Vorsitzender) (MB AG)

Rainer Adrion (MV)

Beate Beck-Deharde (Beck Packautomaten)

Tanja Gönner (BDI)

Alexander Kläger (SAP)

Franz Reiner (MB Mobility)

Christian Riethmüller (MV)

Tobias Röschl ( JAKO)

 

Zukünftig wohl:

Lutz Meschke (Porsche)

Albrecht Reimold (Porsche)

 

Wenn wir uns jetzt bewusst machen, dass wir Mitglieder nur auf drei dieser Aufsichtsräte einen demokratischen Zugriff haben, dann ist das schon Mal etwas schwierig. Wenn man bedenkt, dass bei einem Patt die Stimme des Vorsitzenden doppelt zählt, dann wird es umso spannender.

Mit dem Einstieg von Porsche haben also die Investoren, die tatsächlich Anteile an der VfB Stuttgart 1893 AG halten 5 Sitze, wenn man Franz Reiner als ehemaligen Vertreter der Mercedes-Benz-Bank hier zu Daimler hinzuzählen möchte.

Zukünftig muss sich die Investorenseite dann noch eine weitere Stimme besorgen, damit man die Mehrheit im Gremium verzeichnen kann. Ob es da schädlich ist, dass mit Tanja Gönner die Geschäftsführerin des Industrie-Spitzenverbandes, in dem auch der Verband der Automobilindustrie mit Porsche und Daimler und der Verband BITKOM, dem SAP angehört, im Aufsichtsrat vertreten ist? Praktischerweise gehört mit Alexander Kläger auch ein Vertreter von SAP dem Aufsichtsrat an.

 

Ist das Kind schon in den Brunnen gefallen? Zum Teil, dennoch ist es wichtig, dass die Vertreter des e.V. in der Hauptversammlung klar die Interessen der 75%-Mehrheit vertreten. Aber ist dies auch der Fall? Die aktuelle Doppel-Stimme des Aufsichtsratsvorsitzenden bei einem Patt ist, da hat Herr Ubina recht, nicht vertraglich geregelt, sondern freiwillig.

 

Diese freiwillige aber dennoch wichtige Zusage wurde nicht erst durch Porsche ins wanken gebracht, sondern mit Christian Riethmüller im Interview im schwäbischen Tagblatt vom 18.03.2023, als er sich wie folgt zitieren lässt: „Ich sehe das heute als Fehler an, und das hat nichts mit der Person Claus Vogt zu tun.(…) Auch ich würde mir nicht zutrauen, den Aufsichtsrat zu führen. Da muss man ehrlich sein und die Interessen des VfB über die eigenen stellen.“

 

Wusste das Herr Riethmüller schon im Dezember 2019, als er für das Amt des Präsidenten und damit inhärent auch des Aufsichtsratsvorsitzenden kandierte? Zu dem Zeitpunkt war die Ausgliederung schon zwei Jahre her, also konnten die Strukturen beim VfB nicht unbekannt sein. Zudem stelle ich Mal in Frage, ob man als Geschäftsführer von Osiander, mit rund 100 Mio. Umsatz pro Jahr und über 600 Mitarbeitern als Vorstandsvorsitzender wirklich nasse Hände bekommt, wenn es um den VfB mit 150 Mio. Umsatz geht.

 

Den Widerspruch, dass Claus Vogt angeblich alles tut um die Gunst der aktiven Fans zu sichern, aber gleichzeitig eine Ihrer Kernforderungen einfach abgibt, passt nicht. Es scheint mir eher so als würde das mediale „drücken und schieben“ beginnen, damit die Idee den Vorsitz abzugeben sagbar wird. Denn: Wenn Claus Vogt ein elementares Versprechen der Ausgliederung bereits im Sommer 2023 gebrochen hätte, warum wurde dies dann von niemandem auf der Mitgliederversammlung im September 2023 thematisiert?

 

Ein investorendominierter Aufsichtsrat ist ein weiterer Sargnagel für die demokratische Teilhabe in unserem Verein. Egal ob Claus Vogt, Christian Riethmüller oder Rainer Adrion, wir haben Euch als Vertreter unseres Vereins und unserer Stimme in e.V. und AG gewählt. Die Zeit der Sonntagsreden und Ubina-Artikel muss hinter sich gelassen werden. Es zählt jetzt zu kommunizieren, einzubinden und 50+1 mit Leben zu füllen.

 

 

Oder wie es die Ultras vom CC97 formuliert haben:

Vereinsvertreter – Ihr seid in der Pflicht!

Investoren in die Schranken weisen

Der AR-Vorsitz bleibt beim e.V.!

 

 

Quellen:

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.vereinspolitik-beim-vfb-stuttgart-vfb-praesident-claus-vogt-loest-irritationen-aus.2f862965-aec1-486a-ba46-d8bc9447e587.html

https://fanq.com/fanq-studie-investoren-im-deutschen-profi-fussball/

https://www.tagblatt.de/Fussball/Der-Unbequeme-581393.html

 

 

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Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich auf den Investor ... keinen Wert lege

Veröffentlicht am 19.02.2024

Hallo,

mein Name ist Manni Bimberle. Ihr kennt mich nicht? Doch, ihr kennt mich, und zwar alle. Ihr findet mich in den Stadien und vor den Bildschirmen. Denn ich bin der durchschnittliche Fußballfan.

Aber gerne noch ein paar Infos zu mir: Ich bin zu 92% männlich, auch wenn wir Jungs nur 48% der Bevölkerung stellen und rüstige 50-59 Jahre alt. Mein Einkommen ist so hoch, dass ich in den Kategorien „hohe Kaufbereitschaft“ und „sehr hohe Kaufbereitschaft“ 5-11% über dem Durchschnitt liege.

Meine Hobbys neben dem Fußball sind Autos, Gaming, Telekommunikation und Charity. Entgegen der Vermutung, konsumiere ich 33% weniger Bier als der Durchschnitt, bei Limonade und Schnaps greife ich aber ca. 30% häufiger zu. Für Lebensmittel im Allgemeinen, als auch Kosmetikartikel gebe ich ebenso mehr Geld aus als der Durchschnitt.

Abseits des schnöden Mammons und der Völlerei bin ich natur- und heimatverbunden, interessiere mich für Kultur und genieße gerne die Zeit mit meiner Familie.

Da ich aus Süddeutschland komme, bin ich, wie auch 73% der Dauerkartenbesitzer, Mitglied meines Lieblingsvereins. Ich habe aber den Eindruck, dass 64% dieser Mitglieder dies nur sind, um vergünstigt an die Dauerkarte zu kommen. Knapp die Hälfte der Dauerkarteninhaber sind auch dabei, weil die Eltern oder Großeltern schon regelmäßig ins Stadion gegangen sind. Die wenigsten, also knapp 21% der Dauerkarteninhaber, geben an, dass Ihnen die Mitbestimmung im Verein wichtig ist.

 

 

Aber teuer ist alles geworden, pro Jahr gebe ich für die Dauerkarte im Schnitt 326,80 € aus, der obligatorische Fanartikel pro Saison für 85,40 € darf aber auch nicht fehlen. Wenn die Rote und das Bier schmeckt, kommen am Spieltag auch nochmal 42,20 € für das leibliche Wohl zusammen. Findet ein Auswärtsspiel statt, dann kosten mich Anreise & Co. nochmal 69,30€. Wenn ich die Frau vor mir sehe, dann fällt mir auf, dass diese im Vergleich zu uns Männern mehr für die Anreise und Verpflegung vor Ort ausgibt. Generell sind aber nur 44% der Fans mit dem kulinarischen Angebot zufrieden, 52% wünschen sich mehr Regionalität oder allgemein eine größere Vielfalt. 70% würden hierfür auch mehr Geld ausgeben.

Und wenn der Ball Mal nicht rollt und ich mich informieren möchte, dann schaue ich favorisiert auf die Website meines Vereins, auf den Webseiten der Tagespresse oder konsumiere öffentlich-rechtliche Sportsendungen.

Die App meines Vereins nutzt ein bisschen mehr als die Hälfte der Fans, diese dann aber zu 75% eher häufig bis sehr häufig , hauptsächlich zum Kauf von Fanartikeln oder zur Teilnahme an besonderen Aktionen. Wenn ich mich mit anderen Fans austauschen will, nutze ich eigentlich nur digitale Formate, wie z.B. die Social-Media Präsenzen meines Clubs auf öffentlichen Plattformen, manchmal auch Foren des Vereins.

So wie 85-90% der anderen Fans stört es mich, dass ich nicht elektronisch bezahlen kann, bzw. die Bezahlung nicht in allen Stadien standardisiert ist. Die Nutzer dieser Zahlungsart geben auch an, dadurch mehr Geld in den Stadien auszugeben. Auch über 90% geben an, dass Sie ein Punktesammelsystem nutzen würden.

Da wir ja aktuell viel über das liebe Geld sprechen, die meistens Fans, also knapp 56% sind offen dafür, dass die Vereine mehr Geld aus der Vermarktung von Produkten abseits des Platzes generieren. Jüngere Vereinsmitglieder unter 40 Jahren sind hier besonders aufgeschlossen.

Hat gerade jemand Tennisbälle gesagt? Bei den Montagsspielen hat der Protest gefruchtet, hier waren auch 71% der Fans gegen Montagsspiele, das hätte man ja auch Mal erfragen können, oder?

Abschließend ist mir wichtig, dass mein Verein seine Fans wertschätzt, die Sicherheit bei Heimspielen und der öffentliche Auftritt meines Vereins.

 

Spannender Typ dieser Manni Bimberle, oder? Auch wenn einige der Zahlen aus einer Studie von PWC aus dem Jahr 2016 stammen und sich z.B. die Zahl weiblicher Fans stark erhöht hat, kann jeder das Verhältnis nachvollziehen.

Und wenn es Euch wie mir geht, dann habt ihr bei einzelnen Punkten diesen einen Fan im Kopf, der beim Stadionbesuch zwei Reihen vor euch steht.

 

Aber ganz oft auch mich selbst: Wenn das Hotel oder das Ticket fürs Auswärtsspiel gebucht wird, man das neue Trikot zum Vollpreis bestellt oder man doch wieder das zweite und dritte Bier im Stadion holt.

So langsam macht auch die Nivea-Werbung Sinn, oder dass Audi, Porsche und Mercedes im Windschatten der Clubs sichtbar sein wollen. Dass Coca-Cola und Pepsi auf jedem Werbeträger, der sich nicht wehren kann, beworben werden, ist nun auch klar.

 

Man kann aber eines zusammenfassen: Manni sagt einem ganz genau, was er möchte und was nicht. In Zeiten des DFL-Deals ist es deshalb umso unverständlicher, warum man denkt, den Manni  zurücklassen zu müssen, um in der Ferne das monetäre Wagnis zu suchen. Es gibt Potential, der Fan macht auch mit, möchte aber bei all seiner Leidenschaft nicht übertölpelt werden. Drei Abos um alle Spiele seines Clubs sehen zu können ist da der erste Affront, doch dabei bleibt es nicht. Die Brust des Traumvereins wird durch Wettanbieter entweiht – statt Manni Manni Manni nur Money Money Money.

 

Manni Bimberle, der wahrlich existierende Goldesel, im Vergleich zum DFL-Investor, der wie der Müllermeister im Rumpelstilzchen verspricht, dass die Vermarktungstochter Stroh zu Gold spinnen könnte. Was auch klappt, aber nur indem die Vermarktungstochter das Tafelsilber versetzt und am Ende das erste Kind abliefern soll. Am Ende zerreißt sich das Rumpelstilzchen, weil so elementares Wissen kann ja nur der Teufel bereitstellen, obwohl die Lösung immer auf dem Tisch lag.

Und wenn Sie keine Mehrheit finden, dann wählen Sie noch heute.



Links zu den Studien:

https://www.pwc.de/de/technologie-medien-und-telekommunikation/fussballfans-lassen-sich-vereinsliebe-mehr-als-1000-euro-pro-saison-kosten.html 

https://www.emetriq.com/experten-insights/infografik-der-deutsche-fussball-fan/

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Die Sendung mit dem Claus – oder: Warum die Ablehnung des Deals logisch ist

Veröffentlicht am 09.02.2024

In den letzten Tagen überschlagen sich die Ereignisse bezüglich des DFL-Deals. Der Präsident Claus Vogt tweetet, dass die Mehrheit entscheidet und man bei Zweifeln an der Korrektheit einer Abstimmung, diese wiederholen lassen müsse. Einen Tag später wird auf den Kanälen des VfB Stuttgart ein Statement des Präsidiums und des Vorstandes der VfB Stuttgart 1893 AG veröffentlicht, indem man sich zu der Zustimmung zum DFL-Deal bekennt.

Dabei belehrt man die Empfänger auch noch darüber, dass es gar kein Investoren-Deal sei, sondern ein DFL-Lizenznehmermodell. Und genau darin, liebe VfB AG, liegt das Problem.

Die DFL ist die Vertretung der Clubs und Kapitalgesellschaften der 1. und 2. Bundesliga und organisiert und vermarktet diese Wettbewerbe in Zusammenarbeit mit dem DFB. Hierbei muss man wissen, dass die DFL nicht nur die Aufgabe hat alle paar Jahre die Rechte auszuschreiben, sondern über die Jahre einen riesigen Apparat aufgebaut hat, welcher auch von den Clubs bereits durch die Zentralvermarktung mitfinanziert wird.

Man könnte fast meinen, die DFL fühle sich auch für das Marketing zuständig. So besitzt man mehrere Tochtergesellschaften, die man auch auf der Website stolz zur Schau stellt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sportcast GmbH (TV-Produktion und Vertrieb)

DFL Digital Sports GmbH (Mediaproduktion, Branding, Technologieentwicklung & Co.)

Bundesliga International GmbH (Internationalisierung)

Sporttec Solutions GmbH (Spieldatenerfassung & Datenbereitstellung)

Liga Travel GmbH (Reiseorganisation für Clubs)

 

Der DFL-Deal möchte genau diese Bereiche durch die Einbindung eines externen Investors vorantreiben, dafür bekommt dieser scheinbar jährlich 8% der Einnahmen über die nächsten 20 Jahre. Kompensiert werden diese Mindereinnahmen für die Clubs laut aktueller Berichte wohl nur für die ersten paar Jahre, dann muss Wachstum her oder die Wette geht verloren.

Bevor ich weitermache, stellen ich vielleicht Mal eine Frage in den Raum: Kann es sein, dass die DFL ihr eigenes Produkt nicht kennt und alle Tochterunternehmen als so wenig fortschrittlich betrachtet werden, dass man hier 8% des Umsatzes hergeben muss, um den Laden durch externe Köpfe entwickeln zu lassen?

Bisher habe ich in der öffentlichen Debatte noch keine Diskussion darüber gehört, warum dieser Schritt überhaupt notwendig ist.

Man stelle sich vor, die DFL würde in Zusammenarbeit mit den Fans und Vereinen eine gemeinsame Strategie entwickeln, wie man den deutschen Fußball, der im Gegensatz zu England, Spanien oder Italien immerhin fast noch etwas „organisches“ hat, aufzubauen und als Premium-Marke mit Emotion und vermarkten.

Wir sprechen übrigens bei all der riesigen Summen, die ja mittlerweile täglich im deutschen Fußball kursieren, von weniger als einer Million Euro pro Jahr und Club (bei Gleichverteilung), die durch diesen Deal investiert werden sollen. Ich denke die DFL sollte dringend ihre eigenen Strukturen hinterfragen und vielleicht einfach Mal anfangen konsumentenorientiertes Marketing zu betreiben, als auch den eigenen Markt erst einmal zu beackern, statt den Erfolg der beiden Ligen in die Hände von Private Equity Fonds zu legen.

 

Quellen:

https://www.dfl.de/de/ueber-uns/tochtergesellschaften/sportcast-gmbh-ueber-uns/ 

https://www.sportec-solutions.de

https://www.ligatravel.de 

https://www.linkedin.com/company/dfl-digital-sports-gmbh/ 

https://www.dfl.de/de/ueber-uns/tochtergesellschaften/bundesliga-international/

https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/dfl-investor-einstieg-zukunft-konsequenzen-plaene-100.html

 

Bildquelle: https://www.dfl.de/de/ 

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50+1, trotzdem macht jeder seins ...

Veröffentlicht am 20.01.2024

Bevor ich in das Thema Investorendeal nochmal einsteige und mit aktuellen Aussagen von unseren Vereinsverantwortlichen verknüpfe: Dass der Otto-Normalverbraucher sich beim Konsum des Produktes Bundesliga, respektive 2. Bundesliga, wie aus der Zeit gefallen fühlt, liegt daran, dass sich das Produkt über Jahre, wenn nicht sogar ein Jahrzehnt, nicht weiterentwickelt hat. Das kann jetzt am fehlendem Innovations- oder Investitionswillen der Clubs oder des Verbandes liegen, ist aber in erster Linie eines: Hausgemacht!

 

Kurz noch ein kleiner Abriss zum DFL-Deal aus Sicht des VfB: Im Mai 2023 wurde bereits über ein etwas anders ausgestaltetes Modell diskutiert. Da hier einige Clubs die Fairness bei der Mittelverteilung durch Änderungen am Säulenmodell in Gefahr sahen, scheiterte dieses Modell, auch unter Ablehnung der Vertreter des VfB Stuttgart.Im Dezember 2023 wurde nun über ein abgeändertes Modell abgestimmt, welches eine strategische Partnerschaft eines Investors, ohne direkten Anteilskauf an der DFL, ermöglichen soll. Dieses Modell wurde mit einer exakten 2/3-Mehrheit angenommen, wobei hier auch Clubs deren Vereinsorgane und Fanszenen diese Beteiligung ablehnen, ein „Ja“-Votum abgegeben hatten. „50+1 – trotzdem macht jeder seins“ ist so ein bisschen der Slogan dieser Verhandlungen.  

 

Generell ist es so, dass wir als Mitglieder des VfB Stuttgart 1893 e.V. einen elementaren Teil unserer Mitbestimmung, nämlich den direkten demokratischen und legitimatorischen Zugriff auf unsere Vorstände, mit der Ausgliederung in weiten Teilen abgegeben haben. Die Repräsentanz übernimmt für uns das Präsidium des e.V., namentlich Claus Vogt, Christian Riethmüller und Rainer Adrion durch Sitze im Aufsichtsrat. In diesem Aufsichtsrat, bei dem bei Stimmgleichheit die Stimme des Aufsichtsratsvorsitzenden Claus Vogt doppelt zählt, steht das Verhältnis von durch die Mitgliederversammlung legitimierten Aufsichtsräten und frei bestimmten Aufsichtsräten bei 1/3 zu 2/3. Ich muss Euch kein Stefan-Heim-Gedächtnis-Tortendiagramm präsentieren, um glaubhaft zu machen, dass hier eine Disparität vorliegt.

 

In dem StN Interview am 19.01.2024 bestätigte Claus Vogt, dass die zuständigen Gremien über die Inhalte informiert wurden und dass diese Entscheidung auch mitgetragen werden.Dort wird aber davon gesprochen, dass die Beteiligung des Investors 8% der Mehreinnahmen beinhaltet, dies kann aber nach dem, was bisher in der Presse berichtet wurde, so nicht stimmen und wird auch in anderen Beiträgen nicht verifiziert.

 

Der Sportschau, welche am 11.12.2023 von der DFL-Versammlung berichtete, lagen am Abstimmungstag gemäß Ihrem Beitrag um 20:35 Uhr folgende Informationen vor, welche ich wörtlich aus dem Artikel zitiere: „Die weiteren 300 Millionen Euro sind dafür eingeplant, zumindest für vier Jahre das Loch zu stopfen, das der Deal reißt. Denn die Klubs müssen im Gegenzug für die Milliarde nun langfristig auf rund acht Prozent ihrer Einnahmen verzichten - die gehen im Gegenzug für die Milliarde 20 Jahre lang an den Investor. Die DFL schreibt voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 die Medienrechte für die vier Saisons 2025/26 bis 2028/29 aus und will vorher einen Abschluss mit einem Investor vollzogen haben.“

 

Es kann sein, dass die Berichte der Sportschau falsch sind, ich möchte Euch aber kurz aufzeigen, warum ich denke, dass dies nicht so ist:

  • Wenn die DFL sich Einnahmen von knapp einer Milliarde vorstellt und klare Pläne für die Verwendung der Mittel hat muss doch klar sein, dass ein Investor vor dem Abschluss der Vergaben für 2025-2029 bei einer Beteiligung nur an den Mehreinnahmen keine so exakte Zusage für Gelder machen würde. Dafür sind die Abschlüsse der Ligen aktuell zu volatil.
  • In dem o.g. Bericht ist von einem Posten in Höhe von 300 Mio. Euro die Rede, welcher die Mindereinnahmen der Clubs in den kommenden vier Jahren ausgleichen soll. Bei einer Beteiligung an den Mehreinnahmen gäbe es per se in den kommenden vier Jahren keine Mindereinnahmen, die auszugleichen sind. Hier gäbe es nur einen Fall mit Mehrheitsbeteiligung der diesen Topf erklären würde: Die DFL rechnet mit geringeren Erlösen aus den Rechtvergaben 2025-2029 und müsste hier die Mindereinnahmen ausgleichen, die nichts mit dem Investor zu tun haben, denn dieser bekäme in der Theorie ja bei Mindereinnahmen keine Beteiligung.

 

Somit denke ich, dass es sich hier um eine Falschformulierung handelt, die von Seiten des Clubs dringend klargestellt werden sollte, da ja diese Modelle und Investitionen ja Teil des umfangreichen Gerüstes dieses Deals sind. Denn diese Aussage suggeriert, dass die Clubs nicht verlieren könnten, was bei einer Beteilung an 8% der Gesamterlöse jedoch definitiv der Fall sein kann. Das eine wäre eine Wette auf Wachstum und Chance, das andere wäre eine Spekulation bei dem die Clubs verlieren könnten.

 

Abschließend möchte ich noch als Quelle die DFL-PK vom 11.12.2023 hervorheben, da hier einige Dinge gesagt werden, die mich aufhören lassen:

  1. Ab 02:25 beschreibt Dr. Marc Lenz dass es sich um eine „Erlösbeteiligung“ handelt. Dies ist von einer Gewinnbeteiligung klar zu unterscheiden.
  2. Ab 07:00 wird beschrieben, dass die Verhandlungen rechtzeitig (Ende März) vor der Ausschreibung für die neue Rechteperiode abgeschlossen sein sollen. Das heißt aber auch, dass die Maßnahmen die einen Vorlauf benötigen und bereits zu Mindereinnahmen (-8% für Investor) führen noch gar nicht wirksam sein können.
  3. Ab 10:45 wird ausgeführt, dass die DFL Maßnahmen gegen illegales Streaming ergreifen will, was laut DFL ca. 6 Mio potentielle Nutzer betrifft. Dieser Posten ist in einem Konvolut von Maßnahmen bzgl. der Übertragungen enthalten, das insgesamt ca. 126 Mio. Euro ausmachen sollen. Mal in den Raum gestellt: Ist der Kampf gegen illegales Streaming nicht Aufgabe der Rechtverwerter? Die steigenden Preise die über die laufenden Perioden viele Kunden dazu zwingen würden 70-100 Euro pro Monat für Fußballübertragungen auszugeben spielt dabei aber wohl keine Rolle.
  4. Ab 11:45 wird gesagt, dass – ganz ohne Investor – schon von den Clubs Verbesserungen bzgl. der Übertragungsrechte beschlossen wurden, damit die kommende Rechtevergabe schon besser laufen kann. Kann es sein dass man hier schon damit rechnet dass der große Impact erst später, wenn überhaupt, kommt?
  5. Ab 12:35 wird das Produkt Bundesliga als „werthaltigstes Medienrecht Deutschlands“ bezeichnet. Man hat also ein Produkt, dass wohl ganz viele Menschen nutzen wollen, gleichzeitig ist man aber nicht in der Lage selbst eine nachhaltige Vermarktung zu organisieren?
  6. Ab 21:50 wird erwähnt, dass die Investitionsmodelle den Clubs schon vor Mai 2023 vorgestellt wurden, hier finde ich es sehr enttäuschend, dass man es von Seiten des VfB nicht für notwendig erachtet hat die Mitglieder zu informieren. 50+1 darf nicht nur ein Formalismus sein, sondern muss im Innen- und Außenverhältnis gelebt werden.

 

Ich denke, dass es noch nicht zu spät ist diesen Investorendeal zu überdenken und ein nachhaltiges Wachstum, das sich an den Bedürfnissen der Fans im In- und Ausland orientiert zu erarbeiten. Hierzu gehören faire Preise, ansprechende Vermarktungsmodelle, der einfache Zugang zu Inhalten und die Bewahrung der Seele unserer Fußballlandschaft. Hierzu möchte ich alle Vertreterinnen und Vertreter unseres Vereins motivieren.

 

Quellen:

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.praesident-des-vfb-stuttgart-ich-sehe-keine-eskalation-claus-vogt-ueber-erfolg-konflikte-und-pyrotechnik.748dd15a-b1a1-4bdd-bf3d-560d01d36696.html

https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/dfl-investor-einstieg-zukunft-konsequenzen-plaene-100.html

https://www.youtube.com/watch?v=_ys2o8xhySM

 

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Sternzeit Stuttgart, 01.01.2024

Veröffentlicht am 01.01.2024

Sternzeit – das Weltmarkenbündnis!

Die Sternzeit gibt die Dauer an, die es für eine Sternenformation dauert, den exakt selben Punkt an einem Sternenhimmel wieder einzunehmen. Warum ist das wichtig? Nun, dieses Konzept könnte man beim VfB auch einmal näher betrachten und für zukünftige Ankündigungen und Deadlines beachten.

Die Erde dreht sich und ebenso sind die zuständigen Stellen, die man z.B.  für die Abwicklung des Weltmarkenbündnisses benötigt, wenig statisch und greifbar. Ob dies nun das Kartellamt, der VfB selbst, die Registergerichte oder das DFL-Präsidium ist, überall gibt es Variablen, die die Sternzeit aufsteigenden Weltmarkenbündnisses beeinflussen.

Woher sehen unsere Vorstände und Partner die Notwendigkeit über ungelegte Eier zu sprechen? „Entspannt Euch Mal“ ist keine Einbahnstraße, denn eine offene und transparente Kommunikation schützt das Schwabenherz und erdet einen vielleicht so weit, dass die Rampe, die man sich selbst baut, nicht wieder höher wird als man „hopfen“ kann. Es hätte niemand aus dem Umfeld des VfB Einwände gehabt, wenn man gesagt hätte: „Wir bringen das Ding 2023 auf die Straße, es kann natürlich viel passieren, weil einige rechtliche Dinge sauber abgewickelt werden müssen.“ Die Bescheidenheit bei sportlichen Zielen funktioniert ja auch noch, also sollte dies doch kein Problem darstellen.

Gleichwohl erscheint es wie ein Riss im Raum-Zeit-Kontinuum, dass ein Konzern wie VW, mit Marken wie Volkswagen, Audi, Porsche und Co. zufällig über einen Passus der DFL stolpert, der eigentlich eindeutig formuliert ist. Die Frage, ob Porsche, Volkswagen, Audi und Co. auf dem Markt als eigenständige Subjekte agieren, so dass eine Vermischung von Interessen ausgeschlossen ist, kann doch wohl bei so einem Konzern nicht erst beim Konsum von einer kalten Aramark-Roten und einem Stuttgarter Hofbräu aus dem wurfsicheren Becher aufgekommen sein. Aber vielleicht war der Konzernjurist auch damit beschäftigt das Stadionheft nach provokanten Werbesprüchen zu durchforsten – hier wurde man ja schnell aktiv.

Die Tafel der Mahnung hängt direkt gegenüber der Haupttribüne, spätestens wenn diese zu Anfang des kommenden Jahres geöffnet wird, werden unsere Vorstände auf die Weltmarken-Kollektion auf den roten Werbetafeln blicken. Eventuell taugt diese dann als Denkstütze für zukünftige Ankündigungen.

 

Der DFL-Deal

Veröffentlicht am 01.01.2024

Pragmatisch, praktisch, gut? 

Kurz und knackig: Die DFL hat in ihrer Sitzung am 11.12.2023 das Verhandlungs- und Abschlussmandat erhalten, um einen Private-Equity-Fond als Investor für die Modernisierung der Angebote und digitale Infrastruktur zu gewinnen. Abgestimmt hatten die Vertreter aller 36 Clubs aus der 1. und 2. Bundesliga, wobei die nötige 2/3-Mehrheit von 24 "Ja"-Stimmen gerade so erreicht wurde. Mit "Nein" stimmen 10 Clubs, die beiden übrigen Clubs enthielten sich der Stimme.

Der Deal umfasst ein Investitionsvolumen von ca. 0,8-1,0 Mrd. €, welches für die Laufzeit von 20 Jahren einmalig in die DFL eingebracht werden soll. Betont wird hierbei von Seiten der DFL, dass es sich nicht um eine direkte Beteiligung an der DFL handelt und diese weiterhin eigenständig agieren kann. Aktuell sind hier als mögliche Investoren Blackstone, EQT und CVC im Gespräch, so berichtete zumindest das Handelsblatt am 19.12.2023. Wenn wir uns den DFL-Deal als virtuelles Haushaltsbuch vorstellen machen wir mal den Taschenrechner auf:

 

Einnahmen durch DFL-Deal*:

+ 1.000.000.000 € 

 

Kompensation für 8%-Ausschüttung an Investor*:

- 300.000.000 € 

 

Restliche Investitionssumme die faktisch verwendet werden kann*:

700.000.000 € 

 

Diese verteilt sich auf*:

100.000.000    € für die Unterstützung bei Auslandsreisen

164.000.000    € für den Aufbau einer digitalen Plattform

183.000.000    € für die Auslandsvermarktung 

126.000.000    € für die Stärkung des deutschen Marktes durch div. Maßnahmen 

65.000.000      € für virtuelle Werbung 

8.000.000        € für die virtuelle Bundesliga 

54.000.000      € Rücklage

 

*Alle Werte verstehen sich als Schätzwert auf Grund aktueller Veröffentlichungen Stand Dezember 2023. 

 

Auch wenn die Zahlen vermutlich so nicht eintreffen werden und höher oder niedriger ausfallen können, wird dennoch klar, wie die Gewichtung der einzelnen Bereiche angesetzt werden soll. Aber wie kann man so einen Deal kritisch betrachten? Es kommt frisches Geld rein und die Ligen werden dadurch aufgewertet - doch stimmt das?

 

Das erste Geschmäckle gibt es, da die Wahl geheim durchgeführt wurde. Gerade in einem Business, indem man nahezu alle paar Monate über 50+1 diskutiert, sollte man doch meinen, dass die Nachverfolgbarkeit und Transparenz innerhalb und außerhalb der Vereine ein hohes Gut sein sollte. Den mehrheitlich getragenen Vorstoß geheim abzustimmen, sehe ich als klaren Angriff auf die Informations- und Transparenzgrundlagen, die für eine ordentliche Vereinspolitik nötig sind. Hier erwarte ich als Mitglied, dass der VfB Stuttgart als e.V. zeitnah Stellung bezieht und das Abstimmungsverhalten den Mitgliedern transparent erklärt. Jetzt kann man sagen: Buuh - Vereinspolitik, interessiert mich nicht - ok - fair enough.

 

Dann schauen wir uns den Deal doch einmal aus rein wirtschaftlicher Sicht an. Die oben genannten Beträge klingen nach wahnsinnig viel Geld, doch stimmt das wirklich? Nehmen wir doch Mal zwei Szenarien für den Block "Auslandsreisen" an:

 

Szenario 1: Alle DFL-Clubs sollen vermehrt im Ausland präsent sein, vor allem in den Wachstumsmärkten China, Japan und den USA. Hier zeigt sich schon, dass nicht alle Kinder im Schulbus auf den "coolen" Plätzen sitzen können. Während Dortmund und Bayern in einem ausverkauften Ajinomoto-Stadion in Tokio sicherlich Leute vor den Fernseher oder ins Stadion locken werden, könnten Wolfsburg und Hoffenheim vermutlich weniger Aufmerksamkeit erregen, da man ja schon Zuhause das Stadion nicht voll bekommt. Hier ist eben die Frage ob man aus vermeintlicher Solidarität das tote Pferd reitet.

 

Szenario 2: Es soll gezielt das Produkt Bundesliga im Ausland vermarktet werden. Dann wird hier eine massive Konzentration der Mittel auf die treibenden Kräfte aus München und Dortmund gelegt werden, gespickt mit einigen Traditionsclubs, die dann als Ein-Mann-Orchester durch die Welt gondeln und das Lokalkolorit beisteuern. Auch hier stellt sich die Frage, ob durch diese ungleiche Interessenslage nicht Verwerfungen entstehen, die für viele kleinere Vereine nachteilig sein können.

 

Wenn wir ehrlich sind, wird man in der noch nicht an Glasfaser angebundenen Serverzentrale in Heidenheim vermutlich keine Ausschläge im Online-Shop feststellen, wenn Tim Kleindienst Kyoto Sanga vor 20.000 Zuschauern mit 2:0 vom Platz gefegt hat. Gleichwohl profitieren hier die Kollegen aus München, Dortmund und Frankfurt sicherlich mehr.

 

Dass die angesetzten Investitionen ohne Ausnahme zu niedrig angesetzt sind, wird klar, wenn man die Beträge durch 20 Jahre und 36 Clubs aufteilt, auch, wenn wie oben beschrieben, dies in der Realität nicht so umgelegt werden wird:

 

138.888            € für die Unterstützung bei Auslandsreisen

227.777            € für den Aufbau einer digitalen Plattform

254.166            € für die Auslandsvermarktung 

175.000            € für die Stärkung des deutschen Marktes durch div. Maßnahmen 

90.277              € für virtuelle Werbung 

11.111              € für die virtuelle Bundesliga 

75.000              € Rücklage

 

972.219            € Investitionssumme pro Club und Jahr bei Gleichverteilung 

 

Ich stelle jetzt Mal ganz provokativ und aus Sicht der VfB Stuttgart 1893 AG die Frage: Sollte sich ein Unternehmen, das für zukunftsweisende Investitionen nicht weniger als 1% des Umsatzes locker machen kann, andere Fragen stellen als "brauche ich einen Investor"?

 

Es hat sich in der Investoren-Debatte mehreres gezeigt:

 

  • 50+1 ist dann interessant wenn man Fans und Mitglieder beruhigen muss, die Ausnahmen sind ja durchgewunken worden
  • die Clubs gönnen sich gegenseitig nicht den Dreck unter den Fingernägeln, obwohl der Deal diesen Zusammenhalt voraussetzt
  • das Votum oder die simple Meinung der Mitglieder spielt für Verantwortliche keine Rolle
  • die Fans- und Mitglieder, die aktuell den größten Teil des Umsatzes bringen (durch Ihre Aufmerksamkeit, Merchandise, Tickets und Co.) werden nicht in den Mittelpunkt gestellt, obwohl noch nicht alle Potentiale ausgeschöpft sind 
  • eine alternative Finanzierung wurde laut der Verantwortlichen des SC Freiburg überhaupt nicht ernsthaft geprüft

Die Verantwortlichen sollten eines nicht vergessen: Ob das Produkt gekauft wird, entscheiden Individuen, es ist ein schmaler Grat diese zu vergraulen und dadurch nachhaltig als Verlierer aus der Sache rauszugehen. Gerade das immer als durchkommerzialisierte NFL-Entry in den europäischen Markt hat hier den Gegenbeweis angetreten und den Eintritt in den europäischen Markt erst dann richtig hinbekommen, wenn man nicht stumpf Geld reingepumpt hat, sondern strategisch vorgegangen ist.

 

 

Quellen, Stand 28.12.2023:

https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/bundesliga-dfl-investor-versammlung-100.html

https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/dfl-investor-einstieg-zukunft-konsequenzen-plaene-100.html

https://www.ndr.de/sport/fussball/DFL-beschliesst-Investoren-Einstieg,dfl176.html#:~:text=Liga%20haben%20im%20zweiten%20Anlauf,Zweitligist%20VfL%20Osnabrück%20-%20enthielten%20sich.

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/deutsche-fussball-liga-investoren-deal-der-dfl-nur-noch-drei-kandidaten/100003974.html